Ukrainische Teilnehmer*innen und queere Angehörige der ukrainischen Streitkräfte beim CSD Berlin. Auf einem Banner steht: Be Pride like Ukraine
Ukrainische Teilnehmer*innen und queere Angehörige der ukrainischen Streitkräfte beim CSD Berlin 2023 | Foto: Kirill Kasakov

»Die Ehe für alle könnte vielen helfen«

Queere Ukrainer*­innen kämpfen gegen die Invasion und für Rechte

In der Ukraine wirkt eine Auswirkung des Krieges paradox: Die Akzeptanz von LGBTIQ-Personen steigt. Queers sind vom russischen Angriff besonders bedroht und kämpfen sichtbar gegen den Aggressor. Zugleich engagieren sie sich auch nach innen gegen ihre Diskriminierung.

von Svetlana Boltovska

19.02.2024
Veröffentlicht im iz3w-Heft 401
Teil des Dossiers Queers in Bewegung

Die Ukraine war 1991 die erste Sowjetrepublik, die Homosexualität entkriminalisierte. Dem jedoch stehen einige antiqueere Gesetzentwürfe nach russischem Vorbild in der Amtszeit von Präsident Wiktor Janukowytsch (2010 bis 2014) gegenüber. Die Gesetze sollten sogenannte homosexuelle Propaganda verbieten. Ein solcher Entwurf wurde im Oktober 2012 im ukrainischen Parlament, dem Rada, sogar in erster Lesung einstimmig angenommen. Die Stimmung im Land war oftmals konservativ.

Zehn Jahre später, im Juni 2022 startet auf der offiziellen Webseite des ukrainischen Präsidenten eine Online-Petition für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Innerhalb von wenigen Wochen sammelt sie über 28.000 Unterschriften. Im März 2023 startet erneut eine Petition, diesmal für die eingetragene Ehe für alle. Auch sie ist erfolgreich, denn es kommen wieder über die 25.000 Unterschriften zusammen, die es für eine Parlamentsvorlage braucht. Noch im Jahr 2015 bekam eine ähnliche Petition nur 456 Unterschriften. Im Sommer 2022 nimmt der ukrainische Botschafter in Schweden Andrij Plachotniuk offiziell am Stockholm Pride teil. Und im Juli 2023 läuft der neue Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, am Christopher Street Day mit dem ukrainischen LGBTIQ-Block durch Berlin. Wie können diese ungewöhnlich schnellen Fortschritte in einem Land stattfinden, das sich eigentlich seit fast zehn Jahren im Krieg mit dem viel stärkeren Russland befindet?

Queer in der postsowjetischen Ukraine

Seit den Maidan-Protesten ab November 2013,

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