Zwei Jungen blicken aus der Vogelsperpektive auf die pakistanische Stadt Quetta
Die Stadt Quetta | Foto: Zahra Asghari (Instagram @zahrra_ashgari)

Ein System von Schieflagen

Eine Bastelanleitung für P.A.K.I.Stan in sieben Schritten

Der Gründung von Pakistan lag keine Idee, kein Programm zugrunde. Es entstand, weil eine Partei im indischen Dekolonisierungsprozess mehr Rechte für indische Muslime forderte. Die Eliten- und Herrschaftspositionen waren dennoch rasch besetzt. Eine Legitimierung oder ein gemeinsames Narrativ dafür scheint dem Land aber ständig durch die Hände zu gleiten. Inzwischen existiert Pakistan seit 75 Jahren. Wie und warum, ist schwer durchschaubar.

von Jakob Rösel

10.03.2022
Veröffentlicht im iz3w-Heft 390

Weitgehend unbemerkt und trotz seiner internen Konfliktträchtigkeit ist Pakistan zum fünften der bevölkerungsreichsten Staaten aufgerückt. Seine Stellung unter den Big Five – dazu kommen China, Indien, USA, Indonesien – ist einzigartig. Seine Regierungseliten haben es geschafft, die beiden größten Supermächte, USA und China, als Bündnispartner zu halten und gegeneinander auszuspielen. Gegenüber dem Erzrivalen Indien ist dies von größtem Nutzen. Diese Rückendeckung ermöglicht Pakistan und seinem Militär direkte oder indirekte Provokationen und Terrorattacken. All das konsolidiert die Feindschaft gegenüber der Großmacht Indien. Es ist diese Bedrohung seitens eines übermächtigen Hindu-Indiens, mit dem sich der erst 1947 entstandene Kunststaat und sein Militär als alleiniger Wahrer, „Sole Guardian“, legitimieren. Dieses südasienspezifische, instabile Miteinander und Gegeneinander von (außer Indonesien) vier Nuklearmächten hat nicht nur außenpolitische Brisanz, sondern auch innenpolitische Rückwirkung.

Dabei ist die Nuklearmacht Pakistan wenig berechenbar: ohne klare Einsatzdoktrin, festgelegte Befehlsketten und verlässlich gesicherte Standorte. Damit nimmt der Kunststaat gegenüber seinen zwei Bündnispartnern und dem Erzfeind Indien eine Sonderstellung ein. Mit aktuell 240 Millionen Einwohnern und der doppelten Fläche Großbritanniens, ein Viertel Indiens, ist er das Resultat einer doppelten Abspaltung: erst der Unabhängigkeit und gewaltsamen Teilung Britisch-Indiens 1947 und später, 1971, der Abspaltung Ost-Pakistans als Bangladesch. Der zurückgebliebene westpakistanische Rumpfstaat wäre ein armseliges Berg- und Wüstenland, ohne die Lebensader des Indus und seiner fünf Zusatzströme des Punjab, „fünf Wasser“. Dieses gewaltige Nil-System sorgt für das Überleben dieser insgesamt ärmlichen, kaum alphabetisierten und lange Zeit wenig urbanisierten Bevölkerung.

Außenpolitisch und militärpolitisch operiert das Land oberhalb seiner Gewichtsklasse, oft ohne Vorsicht und ohne Bescheidenheit gegenüber dem indischen Gegner wie dem amerikanischen Zwangspartner. Umso erstaunlicher erscheint es deshalb, dass Staat, Regierung, Militär und die Regionen von vielerlei Konflikten geprägt und sogar geschwächt sind. Sieben Jahrzehnte des prekären State- und Nation-Building haben im Gegensatz zum vielfach komplexeren Indien kein stabiles Gemeinwesen, keine wirklich funktionsfähige „Einheit in der Vielfalt“ hervorgebracht.

Damit bleibt Pakistan ein doppeltes Kuriosum: einerseits aufgrund seiner ungebremsten außen- und militärpolitischen Ambitionen – trotz mindestens dreier verlorener Kriege und des Verlustes einer Staatshälfte; andererseits aufgrund seines bislang unvollendeten oder improvisierten Staatsaufbaus. Auch nach siebzig Jahren sind Kernfragen eines jeden neuen Staates offen: Soll der Staat säkular oder islamisch, pakistanisch oder regionalistisch, föderal oder zentralistisch, demokratisch oder militärisch-autoritär regiert werden? Im Kern: Soll es ein islamischer Staat oder ein Staat für die Mehrheit der indischen Muslime sein – letzteres entsprechend der ursprünglichen Vision des Staatsgründer Muhammad Ali Jinnah? Nach 75 Jahren finden wir ein nach außen überambitioniertes, nach innen unfertiges Kunstgebilde, das trotz einer bemerkenswerten Serie von Katastrophen, politischen Morden und ungelöster interner Konflikte nicht nur existiert, sondern wächst und auch funktioniert – zumindest nach der Auffassung und im Interesse seiner militärischen und ökonomischen Eliten. Das pakistanische Paradox ist damit schwer zu erklären. Was nicht erklärt werden kann, kann aber zumindest beschrieben werden. Deshalb sollen im Folgenden sieben Schritte aufgezeigt werden, die zur Entstehung der aktuellen Struktur beigetragen haben, also einem System von Schieflagen und Antagonismen, die sich bislang noch eher stützen als sich wechselseitig zu zerstören.

0. Ein Schritt zurück

Doch zuerst ein Schritt zurück. Ein Kalauer besagt, die Briten sollen gute Kolonisierer, aber miserable Dekolonisierer gewesen sein, die Franzosen umgekehrt. Die Unabhängigkeit Britisch-Indiens wäre ein Paradebeispiel dafür. Nachdem die indische säkulare Kongress-Bewegung unter Nehru und Gandhi die Unabhängigkeit von Indien fordern, fördert die British Raj im Gegenzug die indischen Muslim-Eliten als neue Partei. Das Resultat ist die 1908 gegründete All-Indische Muslimliga. In den 1930er-Jahren ist diese Honoratiorenorganisation fast bedeutungslos. Sie wird als politische Maschine gerettet von einem in Karachi geborenen Rechtsanwalt, dem säkularen Jinnah, der die Muslimliga in eine Massenpartei umwandeln will. Noch geht es Jinnah und seinen Gefolgsleuten um angemessene Beteiligungsgarantien, Quoten und reservierte Parlamentssitze für die Muslime, immerhin ein Viertel der Bevölkerung Britisch-Indiens. Die Vorstellung eines separaten Staates für die Muslime gilt noch als Schrulle, als „Studentenidee“. Tatsächlich hatte ein Student diese Absurdität in London entworfen. Dabei sollte P für Punjab, A für Afghanistan, K für Kaschmir, I für Sindh/Indus und Stan für Balutschistan stehen. Pakistan bedeutete passenderweise auch „Land der Reinen“. Dies ist eine bemerkenswerte Ableitung vom ursprünglich brahmanischen, dann umgangssprachlichen „pacca“, gut, eigentlich „(mit Butterfett) gekocht“ versus „kacca“, nur „(mit Wasser) gesiedet“ – so ist etwa ziegelgebaut „pacca“, lehmgebaut „kacca“. Bemerkenswert an dieser neuen Utopie ist die West-Orientierung: Ost-Bengalen, die Heimat von so vielen Muslimen Britisch-Indiens und der bevölkerungsreichste Teil der kommenden Pakistans, wird gar nicht genannt.

Die Vorstel­lung eines separaten Staates für Muslim*innen gilt als ‚Studenten­idee‘

Es ist der Zweite Weltkrieg, der diese akademische Spielerei „Pakistan“ in eine konkrete Forderung umwandelt. Gandhi und Nehru weigern sich gegenüber dem britischen Vizekönig, einem bedingungslosen Kriegsbeitritt des Indischen Nationalkongress (Kongress) zuzustimmen. Die Briten lassen sich nicht erpressen. Über Nacht nehmen jetzt Jinnah und die Muslimliga den Verhandlungsplatz ein, den bislang der einflussreiche Kongress innehatte. Eine skurrile Wendung, denn zu diesem Zeitpunkt sitzt die Führung der Muslimliga dank ihrer neuen „Quit-India“-Kampagne im Gefängnis. Jetzt kann Jinnah seine Vision auf höchster Ebene ins Spiel bringen. Zugleich geschehen immer neue Hindu-Muslim-Massaker, teilweise auch von Muslimliga-extremistischer oder hindunationalistischer Seite angefeuert. Jinnahs Problem ist allerdings: Die meisten muslimischen Menschen haben von Pakistan noch nichts gehört. Haben sie davon vernommen, so lehnen sie es ab. Warum sollten sie eine für sie abstrakte künftige Hindu-Mehrheit fürchten? Jinnah aber hat die in Nordindien residierende Muslim-Elite hinter sich gebracht. Nach Ende des Weltkriegs entfalten er und die blutigen Gewaltwellen gemeinsam Druck, um den Teilungsplan Realität werden zu lassen.

Ein britischer Fachbeamter, Sir Radcliffe, der Indien nicht kennt und noch nie besucht hat, wird 1947 eingeflogen und in einem Bungalow bei Neu-Delhi eingeschlossen. Hier zieht er auf Basis der Provinz- und Distriktkarten und Statistiken die neuen Grenzen – durch Bengalen und durch den Punjab. Während die Massaker sich ausbreiten, auch weil die britische Armeeführung die Kontrolle über die muslimischen und hindutreuen Truppenteile verliert, wird in aller Eile der August 1947 als Unabhängigkeits- und als Teilungstag festgelegt.

Am Tag der Teilung wachen im Punjab Millionen von Hindus, Sikhs und Muslimen auf der falschen Seite einer bislang inexistenten Grenze auf. Es kommt zu bislang unvorstellbaren Massakern und Fluchtbewegungen. Insgesamt werden im Westen zwölf Millionen Menschen vertrieben, vermutlich eine Million Menschen werden erschlagen. Im Osten verläuft die Teilung relativ friedlich. Jinnah und die Liga-Elite ziehen jetzt in die Geburtsstadt Jinnahs, Karachi, die zugleich als Hauptstadt dient. Diese Fachbeamten, Intellektuellen, Spezialisten und Magnaten nennen sich Mohajir. Da aus dem Indus-Tal und Karachi alle Hindu-Beamten verschwunden sind, versucht diese neue Liga-Intelligencia inmitten der Vertreibungen und Mordwellen einen neuen Staat aufzubauen. Jinnah selbst stirbt ein Jahr nach der Staatsgründung an Lungenkrebs. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Führung der Mulsimliga bereits hoffnungslos mit der scheidenden Kolonialmacht und mit der neuen indischen Kongress Führung verzankt: über die angemessene Aufteilung der anglo-indischen Armee, die Eisenbahn-Logistik, die Gold- und Devisenreserven und anderes mehr.

I. Die 1950er-Jahre: Die Punjabistan kommen

Schon der erste Schritt zur Entstehung der aktuellen Struktur Pakistans wird verstolpert. Die erste Aufgabe der hegemonialen Liga hätte die Verabschiedung einer Verfassung und die Durchführung allgemeiner und nationaler Wahlen sein müssen – was der indische Kongress bis 1952 schafft. Stattdessen blockiert sich die Muslimliga mit Intrigen und ständigen Kabinettsumbildungen selbst. In neun Jahren ohne Wahlen werden sieben Premierminister verbraucht.

Diese Selbstblockade hat einen einfachen Grund: Das nie vorhergesehene Pakistan ruht auf einem Ungleichgewicht. Rund sechzig Prozent der Bevölkerung leben im 1.800 Kilometer entfernten dicht bevölkerten Ost-Pakistan, rund vierzig Prozent im Westen. Bei einem „One man, one vote“-Wahlrecht läge die Macht sehr rasch im bengalischen Osten. Diese gelten einem spezifischen Rassismus folgend seit über sechshundert Jahren als unzuverlässige, faule und laue Gläubige und militärische Schwächlinge. Aber fatalerweise alimentieren ausgerechnet die Landwirtschaft, die Rohstoffexporte und die Steuerabgaben aus Ost-Pakistan den eher wüstenartigen Weststaat. Für die west-orientierte Muslimliga und die ebenso orientierte Eliten im neuen Staat fragt sich: Wie kann dieser demografische Ostüberhang qua Verfassung neutralisiert werden? Wie kann die Machtkontrolle für den Westen, für die Muslimliga und die Mohajir gesichert werden? An diesem Problem zerbricht die Erste Republik. Erschwerdend kommt dazu, dass Liaquat Ali Khan, der pragmatische Nachfolger Jinnahs, 1951 einem Attentat zum Opfer fällt. Das Problem der Einbindung Ost-Pakistan verschärft sich aber noch aufgrund einer weiteren ethno-politischen Verschiebung.

Denn innerhalb des Westens existieren, Matruschka gleich, weitere Ungleichgewichte, allen voran diejenigen des Westpunjab. Er umfasst gerade ein Viertel des Territoriums, aber hier lebt rund die Hälfte der Bevölkerung Westpakistans. Die anderen Provinzen zählen machtpolitisch zunächst nicht. Das riesige Balutschistan ist bis heute ein leerer, wenn auch geopolitisch interessanter Wüstenraum. Es wird in den 1950er-Jahren in einer Polizeiaktion erobert und seine nomadische Bevölkerung macht vier Prozent der Gesamtbevölkerung Westpakistans aus. Auch die Paschtunen der Nordwest-Provinz und die Sindh-Bewohner zählen zunächst nicht. Es sind die übermächtigen Eliten des Punjab, die den weniger als zehn Prozent Mohajir jetzt den Rang in der Staatsführung und Verwaltung streitig machen. Die fünf Ströme – „Punjab“ – der Region und der Indus ernähren den Westteil des Landes; die Magnaten, Handelshäuser und Bauernkasten des Punjab finanzieren Westpakistan, entwickeln seine Industrien und entscheiden künftig die Wahlen.

Der West­punjab umfasst ein Viertel des Territori­ums. Die anderen Provinzen zählen macht­politisch zunächst nicht.

Diese Punjabi-Elite zwingt der Muslimliga und den Karachi-Mohajir seit Beginn des Jahrzehnts einen neuen Modus Operandi auf. Die auf Karachi und die Städte des Südens beschränkten urbanen Mohajir müssen in diese Machtteilung einwilligen. Hinter der Konstruktion Pakistan versteckt sich jetzt ein Punjabi-Staat. Seine Eliten interessieren sich nicht für Bengalen im Osten, ignorieren die Sindh-Elite, benutzen ein Balutschistan und sie kooptieren oder punjabisieren die Paschtunen, hauptsächlich mit Hilfe des Militärs. Die Punjabisierung des Staates stärkt den Westen gegen den Osten. Sie schiebt damit das ethnopolitische Ost-West Problem auf die lange Bank und macht es zwei Jahrzehnte unsichtbar, am Ende unlösbar. Aber auch eine Integration der Punjabi-Elite in die Muslimliga, Verwaltung und Wirtschaft hätte den doppelt asymmetrischen Staat nicht gerettet, sein West-Ost und Punjab-Minderheiten Gefälle nicht kompensieren können – etwa durch Wachstum, Industrialisierung und Investitionen. Entscheidend für das Überleben des unfertigen Staates wird vielmehr die bis heute fortdauernde Allianz mit den USA.

Die Dulles Brüder, also der Außenminister und der CIA-Chef der USA, erweitern im Schatten des Korea-Konflikts ihre Containment-Strategie zur Eindämmung des Einflusses der UdSSR auf Südasien. Dabei suchen sie für den Südostasienpakt Seato und für ein Cento-Militärbündnis Allianzpartner. Nehru und sein Kongress-Indien sehen sich eher noch an der Seite Chinas. Insbesondere sieht sich Nehru als Wegbereiter der Dekolonialisierung, als Initiator der Blockfreien Bewegung und Lehrmeister eines „mittleren Weges“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Mit erstaunlicher Überheblichkeit schlägt er die US-Angebote aus. Damit ist der Weg zum Pakt mit den USA frei für Pakistan – wie einst 1939 gegenüber England. Vermittelt wird die kommende Seato- und Cento-Allianz Mitte der 1950er-Jahre von Großbritannien.

Die USA sind von nun an der ‚Kreditgeber der letzten Instanz‘ für Pakistan. US-Kredite, Technologien, Finanzspritzen und vor allem Diplomatie und Dienstleistungen retten den prekären Staat wieder und wieder: nach seinen Kriegen, Wirtschaftskrisen, Putschen und Provokationen. Das Bündnis wird von Anfang an parallel, je zwischen den Regierungen und zwischen den Militärs eingefädelt. Schließlich geht es auch um die Landeplätze für die mit Nuklearwaffen beladenen B-52-Bomber. Dabei zeigt sich der weltkriegerprobte pakistanische General Ayub Khan, eine Kreuzung aus Peter Ustinov und Alec Guinness, von seiner besten Seite. Er steht im Mittelpunkt der strategischen Verhandlungen. Wenig später kann er die handlungsunfähige Karachi-Regierung ebenso wie Washington mit einer innenpolitischen Idee überzeugen, bezüglich der Frage: Wie löse ich das bengalische Subordinationsproblem?

Wie Ayub in seiner Biografie „Freunde, keine Herren“, nach dem Militärputsch, schreibt: In einem Hotel in London sei ihm die Lösung für die staatspolitische Blockade Pakistans eingefallen: „One unit“ bei „50 Prozent zu 50 Prozent“. Der Staat der Muslime Südasiens Pakistan besteht dabei künftig aus zwei gleichberechtigten Hälften. Die Bengalen zählen so viel wie der Rest. Ein nationales Parlament, „one unit“ verfügt deshalb über jeweils einhundertfünfzig Abgeordnete aus Ost wie aus West, 50:50. Sollte das Parlament oder eine jeweilige Regierung absehbarer Weise nicht entscheidungsfähig sein, dann sichern die nationalen Kräfte, die Bürokratie und die Armee den Zusammenhalt. Die Erben des „Sole Spokesman", die Bürokratie, und "the Sole Guardian", die Armee, sind so die Garanten der Einheit – und vor allem: sie sind im Westen. 1954 tritt Pakistan dem Seato- bei, 1955 dem Cento-Pakt. 1956 wird „one unit“ etabliert. Die Regierung zeigt sich gleich überfordert. Jetzt sind die Einheitsgaranten gefragt. In Absprache mit Teilen der Mohajir-Elite und mit Washington kommt es zum entspanntesten Putsch der Geschichte Südasiens. Die Regierung wird entlassen und ein Statthalter-Präsident, Iskandar Mirza, wird eingesetzt. Am Ende fährt Kriegsrechtsadministrator Ayub Khan über eine Woche lang im Zug von den Armeebaracken im Norden langsam nach Karachi. Jubelnd begrüßen ihn die Honoratioren und deren Gefolgsleute in den Bahnhöfen: Punjabistan als Militärstaat beginnt.

II. Die 1960er-Jahre: Militärherrschaft

Ayub Khan ist der perfekte, anglisierte Modernisierer für diese Kennedy- und Johnson-Jahre, für die Zeiten eines Traums vom Take-off, von der „Entwicklungsdiktatur“ und dem Bild des Militärs als Schutzmacht von Entwicklung und Staat. Unter Ayubs jovialer Herrschaft werden jetzt die Grundlagen dessen gelegt, was inzwischen als „military incorporated“, als militärische Parallel-Ökonomie und „Staat im Staate“ beschrieben oder kritisiert wird. Auf britischen Vorgängerprojekten aufbauend, werden jetzt entlang des Indus riesige neue Staudämme und Kanalsysteme errichtet. Die Weltbank und weitere Institutionen finanzieren die Projekte. Das ermöglicht Pakistans gewaltigen Bauernkasten, künftig an einer ebenfalls von den USA ermöglichten „grünen Revolution“ teilzunehmen, seine explosiv wachsende Bevölkerung zu ernähren und sogar Nahrung zu exportieren. Von Beginn der Staatsgründung 1947 bis heute versechsfacht sich die Bevölkerung Westpakistans.

Das Militär selbst wird zum Hauptgewinner dieser immensen Anbau- und Kanalerschließung. In allen neuen Bewässerungsabschnitten und „Canal Colonies“ erhalten die mittleren und höheren Militärs Grundstücke und Beteiligungen. Die Armee, die sich mehrheitlich aus den Bauern- und Kriegerkasten des Potowar-Plateaus seit Kolonialzeiten rekrutiert, versorgt sich damit selbst und auf unterer Ebene auch ihre bäuerlichen Verwandten. Das ist aber nur ein Teil der jetzt entstehenden neuen Militär-Ökonomie. Alle Waffenzweige gründen sogenannte „Welfaretrusts“, mit denen „Housing Societies“ und andere Investitionsprojekte finanziert werden. Die Societies errichten beispielsweise Mustersiedlungen, ausgedehnte Nachbarschaften, „Gated Communities“ für Offiziere, Unteroffiziere aber auch einfache Soldaten. Mithilfe seiner unkontrollierbaren Finanzquellen betreibt das Militär (zur eigenen Versorgung aber oft auch für normale Kunden) Bäckereiketten, Fluglinien, Transportgesellschaften, Bau- und Zementindustrien, Wohnungsbaugesellschaften, Hotelketten, Reisebüros, Kreditinstitute und Shopping Malls. Sie verfügt über eigene Bankensysteme. Alle diese Unternehmen haben einen enormen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Privatindustrie. Das Militär ist Stammkunde. Nach ihrer Pensionierung Anfang Vierzig arbeiten hier die eigenen Leute. Auf allen Ebenen kann die Armee Druck ausüben, auf Auftraggeber, einfache Kunden, Lieferanten, Angestellte.

Alle Waffen­zweige gründen soge­nannte »Welfare­trusts«, mit denen „Housing Societies“ und andere Investi­tions­projekte finanziert werden.

Zum Staat im Staate wird die Armee endgültig, indem sie ihre seit Kolonialzeiten privilegierte Rolle noch stärker aufwertet. In allen großen Garnisonsstädten kontrolliert die Armee ein Viertel bis ein Drittel des innerstädtischen Bodens. Hier ist es immer grün, hier stehen die Wassersprinkler, die schattigen Alleen, die Eliteschulen, Hospitäler, Cricketplätze, Casinos und Parade Grounds. Dies alles nach dem Satz Voltaires über Preußen: „Kein Staat, der eine Armee, sondern eine Armee, die einen Staat hat.“ Im Zentrum dieses militärisch-technischen Komplexes, im Westen des Punjab, nahe dem klassischen Rekrutierungsgebiet, liegt Rawalpindi, von den Engländern als größte Garnisonshauptstadt und Eisenbahnknotenpunkt im Westen, in Indus-Nähe, errichtet.

Genau hier plant Ayub Khan jetzt auch die neue Hauptstadt Islamabad für seinen Militär- und Entwicklungsstaat. Karachi mit seinen Muslimliga-Politikern hat er immer verachtet. Die neue Hauptstadt wird direkt neben Rawalpindi geplant. Ein römisches, militärisches Schachbrettmuster wird ihr zugrunde gelegt. Eine Stadt des Islam soll entstehen, allerdings ist sie bis heute nicht fertig geworden. Später wird in der Nähe auch das Atomwaffenzentrum Kahuta errichtet, sinnigerweise nahe der indischen Grenze. Der Ausbau des Militärstaats mit neuem Zentrum, umfassender Selbstversorgung, hochlukrativer Industrie, traditionellem Rekrutierungsgebiet und enormem Cash Crops produzierendem Landbesitz konzentriert sich ausgerechnet auf jene Region, den Punjab, die am nächsten zu zwei strategischen Grenzen liegt, zu Indien und zur umstrittenen Durand-Linie gegen Afghanistan. Da, wo Pakistan am verwundbarsten und am schmalsten ist, zwischen Khaiberpass und an der Grenze bei Lahore, will Ayub Khan das Land gegen Indien verteidigen.

Der neue Militärstaat wird aber zugleich auf Einfluss der USA scheindemokratisch umetikettiert. Ayub Khan etabliert in diesem Entwicklungsjahrzehnt eine vorgebliche Entwicklungs-Demokratie, „Basic Democracies“ genannt. Über vier Stufen, (Dorf, District, Provinz, Nation) wählen Gremien von würdigen Wahlmännern jeweilige Delegationen bis nach Islamabad, auf der Basis von oben nach unten vorgegebener Kandidatenlisten. Diese werden von der in allen Distrikten vertretenen Armee, Bürokratie und von verlässlichen Muslimliga-Überbleibseln zusammengestellt.

Strategisch wird dieses militärische Modernisierungsprojekt 1965 auf eine Überlebensprobe gestellt. Ayubs ehrgeiziger und charismatischer Außenminister, Zulfikar Ali Bhutto, kann den alternden Feldmarschall überreden, gegen Indien jenen Angriffskrieg zu führen, den Pakistan künftig gegen das fünffach überlegene Indien nicht mehr gewinnen kann. Der Plan geht schief. Indische Panzerkolonnen stehen kurz vor Lahore. Es folgen de facto demütigende, von der Sowjetunion vermittelte Friedensverhandlungen. Das glaubt Militär, die USA hätten Pakistan in dem Debakel im Stich gelassen. Sie suchen sich jetzt einen weiteren Bündnisgenossen jenseits des Karakorum-Passes, China – zunächst diskret.

Bhutto zeigt sich als Verräter. Er gibt Ayub die Schuld, tritt zurück und gründet die erste große Konkurrenzpartei gegen die vielfach verbrauchte Muslimliga, die Pakistan Peoples Party (PPP). Sie ist international anglophon und sozialistisch, national patriotisch und verhalten sozialdemokratisch. Im Sindh, wo die Bhuttos riesigen Landbesitz haben, agiert die Partei regionalistisch. Mithilfe dieses neuen Parteivehikels kämpft Bhutto jetzt für den Rücktritt Ayubs und für die Durchführung allgemeiner Wahlen. Das erste schafft er. Ayub Khan wird jetzt vom Militär gegen den eher schwachen Yahya Khan ausgewechselt. Wahlen stehen aber noch aus. Was Bhutto schafft, ist die Stabilität und Legitimität der Militärs zu untergraben. Es ist wie beim Schritt über die Bahngleise: „Ein Zug kann einen anderen verdecken“: Der entscheidende Zug rast jetzt nicht aus westlicher, sondern aus östlicher Richtung, aus Bengalen heran. Völlig ahnungslos oder gewissenlos leitet Bhutto mit seiner Partei und Agitation den Zusammenbruch des ursprünglich vereinten Pakistans ein.

III. Die 1970er-Jahre: Demokratischer Rumpfstaat

Das zunächst glänzende Experiment der militärischen Konsolidierung verbunden mit der scheindemokratischen „one unit, fifty-fifty“-Formel haben über ein Jahrzehnt die Unterordnung, Ausgrenzung und Ausbeutung der Ost-Bengalen vergessen lassen – in West-Pakistan. Jetzt, aufgrund der Agitation um die von Bhutto geforderten allgemeinen Wahlen, kommt das Problem zurück. In Ost-Pakistan hat Sheikh Mujibur Rahman die Awami-Liga in eine allgegenwärtige Autonomiebewegung verwandelt. Wenn Wahlen, so fordert er, dann nach dem Prinzip „one man, one vote“. Damit sind im Kern die Tage eines funktionsfähigen Pakistan nach westpakistanischem Punjabi- und militärischem Muster gezählt. Nach Verhandlungen, technischen Rückzugsgefechten und nach einer schrecklichen Sturmkatastrophe in Ost-Bengalen kommt es schließlich 1971 zur Wahl.

Das Ergebnis ist eindeutig. Im Westen erhält Bhutto die absolute, im Osten Sheikh Mujibur und seine Awami-Liga die fast hundertprozentige Mehrheit. Ein Kompromiss ist angesichts der Unversöhnlichkeit Bhuttos und des Westens nicht mehr möglich: Die Stunde für Autonomie, Konzessionen wie in Spanien, Vetomacht wie in der Schweiz oder einem kooperativen Föderalismus wie in Indien – immerhin gegenüber einer Mehrheit – ist vorbei. In Ost-Pakistan bricht der Aufstand und der Bürgerkrieg aus. Die Armee tötet ohne Hemmung tausende von Freiheitskämpfern, Studenten, Lehrer und Wähler der Awami-Liga. Riesige Flüchtlingswellen bewegen sich nach Westbengalen, insbesondere nach Kalkutta, mitten im Monsun. Indira Gandhi folgt ihrem Satz: „Es gibt schlimmeres als Krieg.“ Sie lässt die indische Armee einmarschieren. Der Vormarsch kann sich auf sowjetische Satelliten-Informationen stützen. Präsident Nixon entsendet einen Flugzeugträger mit Nuklearwaffen in das bengalische Meer. Nach wenigen Tagen kapituliert die pakistanische Armee zum zweiten Mal nach sechs Jahren gegen Indien. Damit steht der Wahlgewinner im Westen, Zulfikar Ali Bhutto, vor einem Scherbenhaufen. Der wird ihm vom Militär gern überlassen. Ohnehin befindet sich jetzt ein großer Teil der Armee im Osten in Kriegsgefangenschaft.

Bhutto übernimmt einen Rumpfstaat, dem sechzig Prozent seiner Bevölkerung, entscheidende Ressourcen und Steuereinnahmen und ein guter Teil seines Militärs abhanden gekommen sind. Die Gründungslegende, wonach Pakistan ein gemeinsames Land für die Gemeinschaft der Muslime ist, ist ebenso zerstört wie das Ansehen des Militärs – als Schutzherr, Modernisierer und Statebuilder des Kunststaates. Bhutto weiß diese Chance für eine verspätete Demokratisierung des Rumpfstaates zu nutzen. Mit fünfundzwanzigjähriger Verspätung erhält jetzt Restpakistan eine Verfassung. Sie orientiert sich an einem angelsächsischen Parlamentarismus und gibt dem neuen Premier Bhutto weitreichende Rechte. Die diskreditierte Armee wird am kurzen Zügel gehalten. Bhutto wird ihr „Commander-in-Chief“, der militärische „Most Senior“ nach ihm ist nur ein „Chief of Army Staff“, COAS. Auf diese Stelle gelangen nur schwache und gefügige Generäle und, leider, Schmeichler. Das wird Bhutto zum Verhängnis.

In einem Jahrzehnt der noch ungebrochenen Sozialliberalität setzt der programmatische Sozialdemokrat jetzt auf Verstaatlichungen, (schwache) Gewerkschaften und Wahlgeschenke. Steuern kann der von Großgrundbesitzern, Industriellen und Militärs geführte Staat nicht eintreiben. Schließlich sind die Bhuttos selbst die größten Landbesitzer im Sindh, im Bezirk Larkana. Bhutto muss sich andere Finanzierungsquellen suchen. Dies nötigt diesem Mitglied der „Sozialistischen Internationalen“ eine religiöse Zusatzorientierung ab. Gegenüber dem Saudi-Wahhabismus und der islamischen Orthodoxie im Golf öffnet Bhutto die Moscheen, Koranschulen, islamischen Banken, aber auch die Privatschulen des Landes. Diese Konzessionen an eine bislang noch harmlose Islamisierung sichern dem fast bankrotten Staat jetzt Investitionen in Petrodollars. Nach dem Ölpreisschock schwimmen die Petrostaaten in Geld. Sie investieren in Bauvorhaben und in ihre Militärapparate. Pakistan beliefert nun diese Arbeitsmärkte mit Arbeitskräften: etwa Paschtunen als Lkw-Fahrer, Mohajir als Fachkräfte, Punjabi als Bauarbeiter, Balutschen als Maurer. Aber auch pakistanisches Militärpersonal, Offiziere und Ausbilder finden lukrative Posten und Karrieren. So steht der spätere Diktator Zia-ul-Haq in Diensten der jordanischen Armee und ist am Schwarzen September, also der Ermordung tausender Palästinenser, mit seinen Truppen exemplarisch beteiligt.

Alle diese Maßnahmen retten den pakistanischen Rumpfstaat, aber sie retten nicht den Premier. Er macht mit der Ernennung des niedrigkastigen ‚Gärtners‘ Zia einen tödlichen Fehler. Von Bhutto belächelt und im Kabinett gedemütigt, nutzt dieser COAS innenpolitische Unruhen, Proteste wegen manifester Wahlfälschungen und Mordvorwürfe, Verfassungsbeschwerden gegen Bhutto, um Bhutto abzusetzen und eine zweite Militärherrschaft zu etablieren. In einem viele Monate und Gerichte durchlaufenden Verfahren orchestriert Zia einen für alle einsehbaren Justizmord. 1979 wird Bhutto gehängt. Anschließend wird das Gebäude abgerissen. Erst jetzt kam sich Zia vor Bhuttos Vergeltung sicher sein. Schließlich stellt die Verfassung von 1973 Putschversuche unter Todesstrafe.

Das nächste Jahrzehnt steht so ganz im Licht des Aufbaus einer zweiten, quasi konstitutionellen Diktatur und dem antisowjetischen Jihad, der Zia mit US-Waffen, Saudi-Finanzmitteln und globaler Anerkennung versorgt.

IV. Die 1980er-Jahre: Der islamistische Frontstaat

Nach dem Justizmord an Bhutto ist Zia ein internationaler Paria. Der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan, Weihnachten 1979, muss Zia wie ein Gottesgeschenk erschienen sein. Die sowjetische Invasion in Afghanistan produziert millionenstarke Flüchtlingsströme auf die pakistanische Seite der Durand-Linie. Von hier aus kann künftig der antisowjetische Jihad organisiert werden. Seit der US-Präsidentschaft Ronald Reagans 1981 stehen dafür milliardenschwere Gelder und Waffen bereit. Auch Saudi-Arabien ist beteiligt. Beide zielen gegen eine Einmischung des Iran. Zia ist islamischer Fundamentalist, aber auf der ‚richtigen‘, auf der sunnitischen Seite. Er hat, was Bhutto aus Not begonnen hat, von Anfang an mit Überzeugung fortgesetzt: mit islamischem Banking, mit Sharia-Gesetzgebung, der Förderung islamistischer Gruppen und selbst der Mohajir, gegen die Sindhis der PPP. Jetzt bietet sich ihm die einzigartige Gelegenheit eines islamistischen Feldzugs gegen die Sowjets. Er erklärt Pakistan zum Frontstaat und sich zum Verteidiger des Islam, ebenso wie der Demokratie.

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Vor allem aber setzt er ein absolutes Monopol und Kontrollrecht über den Jihad gegenüber den Finanzgebern in Washington durch. Nur das pakistanische Militär und sein unheimlicher Geheimdienst, ISI, organisieren von Anfang an die Freiheitskämpfer, die Mudschaheddin. Sie nehmen das Geld und die Waffen von den USA entgegen und verteilen sie an angemessen radikale, überwiegend paschtunische Kriegsführer. Zia wird zum Warlord, der über die nächsten acht Jahre Milliarden an Dollars entgegennimmt und nach Gutdünken verteilt. Ein wesentlicher Teil wird unter der Nase der Amerikaner an das eigene Militär abgezweigt und mit erstaunlicher Dreistigkeit zur eigenen Atomrüstung eingesetzt – mittels Spionage, Schmuggel, Drittgeschäften mit Nordkorea und der China-Kooperation. Das Militär und der Islamismus und (inmitten von beidem) der verschlungene Geheimdienst entwickeln sich damit zu bedrohlicher Größe und Wirkung, eine Hypothek, die weit über Zia hinaus reicht. Wie in den 1960er-Jahren verlangen die USA auch jetzt eine konstitutionelle Fassade für die COAS-Diktatur. Dafür sorgt ein Verfassungszusatz, welcher die Verfassung Bhuttos zur Präsidialverfassung Zias wendet. Zusätzlich verschafft die Verfassungsänderung dem zum Präsidenten mutierten Diktator umfassende Interventionsrechte.

1988/89 endet das goldene Zeitalter des Jihad. Der Rückzug der Sowjetunion wird in Genf ausgehandelt. Die so genannten „Afganskie“, die „Zinnsoldaten“ (aufgrund der Zinnsärge), ziehen sich nach Zentralasien zurück. Zia erlebt den schmerzhaften Fall aus der US-amerikanischen Aufmerksamkeit nicht mehr mit. Bei einem rätselhaften Helikopterabsturz kommen er, mehrere Generäle und der amerikanische Botschafter 1988 ums Leben. In dieser Zäsur zeigt sich die Armee hilflos. Sie ruft die zwei großen Parteien zu Hilfe. Schließlich gibt es dank den Bhuttos inzwischen zwei große Volksparteien: die immer noch nicht sterbensfähige, magnatenverschlissene Muslimliga und die von Benazir, der Tochter des Märtyrers Bhutto, geführte PPP. Die Rückkehr zu einer zweiten Demokratisierung fällt dem Militär leicht. Im Gegensatz zu 1971 existiert jetzt die für Zia maßgeschneiderte Präsidialverfassung. Solange das Militär das Präsidentenamt kontrolliert, steht einer Re-Demokratisierung für die Öffentlichkeit und das Ausland nichts im Weg. Unter diesen für die Anerkennung und Kreditbeschaffung in Washington günstigen Bedingungen enden die 1980er-Jahre besser, als sie begonnen haben.

V. Die 1990er-Jahre: Der Zwei-Parteien-Staat

Die 1990er-Jahre erinnern an das erste verlorene Jahrzehnt der Demokratisierung. In großem Tempo folgen immer wieder neue Premiers, Regierungen, Caretaker-Kabinette zum Übergang, bald sogar verwaltende Caretaker-Staatspräsidenten. Derweil gehen die Wahlbeteiligungen zurück und es mehren sich Wahlüberraschungen, allerdings selten angenehme. Es kommt zu Einschüchterung und Ermordung von Kandidaten, lokalen Bürgerkriegen zwischen Sunna- und Shia-Wählern, gefälschten Wahlzetteln, massenhaftem Betrug et cetera.

Die wichtigsten Elemente, Akteure, Triebkräfte oder Schichten des pakistanischen politischen Spiels, Systems oder Kräftefelds sind längst in Stellung gebracht. Auf der Parteienebene sind das die Muslimliga, die Pakistan Peoples Party und daneben drei religionspolitische Kleinparteien und Netzwerke: eine fundamentalistische, eine orthodoxe und eine anfänglich eher traditionalistische Partei. Alle werden jetzt zunehmend radikaler und kooperieren mit Terrorgruppen. Daneben gibt es eine Vielzahl auf die Provinzen beschränkte regionalistische, kulturnationalistische oder tribale Gruppierungen, die meisten im tribal fragmentierten, politisch bedeutungslosen Balutschistan. Auf der Eliten-Ebene sind die Akteure die mächtigen Punjabi-Eliten, Industriellenfamilien, Handelshäuser, die paschtunischen und die Punjabi Militärs, die Mohajir und die Sindhi „Waderos“, fast mittelalterliche Großgrundbesitzer. Hinzu kommen im Sindh und im Punjab die „Pirs“: Dynastien von Heiligen, also volksreligiösen Mystikern, die über große Wallfahrtszentren, riesigen Landbesitz und oft hunderttausende von Anhängern verfügen. Auf der Ebene der Ideologie sind dies ein rabiater und terroristischer Fundamentalismus, ein noch immer vorherrschender volksreligiöser Sufismus und Traditionalismus, ein auf die großen Städte, Mohajir und weitere Anglophone beschränkter Liberalismus und Säkularismus, schließlich vielfache kulturell, ethnisch, sprachlich oder tribal gefärbte Regionalismen.

In immer wieder neuen Allianzen und Mischungsverhältnissen stoßen diese Organisationen, Interessen und Überzeugungen an der Spitze des Staates aufeinander, scheinbar gebündelt, aber nicht wirklich integriert: im Militär und ISI, im Parlament, in Regierung und Parteien, in der Bürokratie und in unüberschaubaren religiösen Netzwerken. Das Ergebnis, aus dem Blickwinkel der westlichen Geberinstitutionen und Bündnispartner, ist Unzuverlässigkeit, Instabilität und Doppelzüngigkeit. Im Blickwinkel der Eliten-Akteure ist das Ergebnis immer noch zufriedenstellend, nicht nur bis zum nächsten Putsch Ende 1999, sondern im Kern bis heute. Nach vier Regierungswechseln und fünf Caretaker-Kabinetten über zehn Jahre und nach zahllosen Krisen sind allerdings die Militärs unzufrieden. Seit 1988 haben sich Benazir Bhutto und Nawaz Sharif, der ungekrönte König des Punjab und der Muslimliga, viermal als Premierminister/in abgewechselt; zumeist vom Präsidenten entlassen und von Caretakern geschäftsführend abgelöst. Vor allem lehnen die Militärs die Annäherungspolitik des letzten Premiers gegenüber Indien ab. Als noch schlimmer werden dessen Versuche, die Verfassung umzuändern, bewertet. Denn damit droht die Kontrolle des Militärs über die demokratische Scharade verloren zu gehen. Deshalb kommt es kurz vor Ende des Jahrtausends zu einem neuerlichen Putsch.

VI. 2000 bis 2010: Das Caretaker-Management

Verantwortlich für den neuerlichen Putsch ist der gebildete, leicht onkelhafte Parviz Musharraf, ein Mohajir. Er hat einen Teil seines Lebens in der Türkei verbracht. Dort hat er die Selbstermächtigung des türkischen Militärs kennengelernt. Ihm gefällt die Vorstellung, analog zu Atatürk ein „Atapak“, ein „Vater aller Pakistaner“ zu werden. Die Zeiten haben sich allerdings geändert. Statt mit einem Referendum über sich und Basic Democracies (Ayub) oder mit Präsidentialismus (à la Zia) muss Militärherrschaft neuerdings, in den Zeiten von Governance, Civil Society und Washington Consensus, neu verpackt werden. Zum Glück für Musharraf fällt dessen Herrschaft fast zeitgleich mit den acht Jahren der US-Präsidentschaft des konservativen George Bush Junior zusammen.

Musharraf optiert zunächst für die Formel einer „Chief Executives Presidency“. Er operiert damit quasi als der technisch versierte CEO eines bislang miserabel geführten Entwicklungsunternehmens namens Pakistan. Erst einige Jahre später sichert er seine Stellung durch Verfassungszusätze ab. Darüber hinaus stellt er sicher, dass er immer der COAS, der Chief of Army Staff, bleibt um sich Generalität und ISI vom Leib zu halten. Zwei Rahmenbedingungen machen ihn allerdings bald zur tragischen Figur. Mehr als zehn Jahre, wenn auch manipulierter, Demokratie haben inzwischen nicht nur die Islamisten gestärkt, sondern auch eine liberale Öffentlichkeit, die obersten Verfassungsrichter, die zwei großen Parteien und das Parlament.

Noch unangenehmer ist aber der nach dem 11. September einsetzende Afghanistan-Krieg der USA und ISAF unter NATO-Führung. Was Zia noch lautlos schaffte, die Scheinkonstitutionalisierung seiner Diktatur, beschert Musharraf Verfassungs- und Parlamentskonflikte. Dabei macht er sich den obersten Verfassungsrichter Pakistans zum Feind. An ihm und einer liberalen Öffentlichkeit scheitert er am Ende. An dieser Front verliert er auch die Unterstützung des Militärs und ISI. Außenpolitisch gerät er zwischen zwei Mühlsteine, die USA einerseits, die Pro-Taliban-Kräfte in Pakistan andererseits. Also all jene islamistischen, paschtunischen und militärischen oder strategischen Fraktionen, die an einem Sieg der Taliban, zumindest aber einem Rückzug des Westens interessiert sind, die allerdings das Ausgreifen pakistanischer Taliban auf das eigene Land, also auf die Shia-Minderheit, auf Pir-Schreine, auf Säkulare oder gar auf die eigene Armee unbedingt verhindern wollen. Dieser Spagat, kombiniert mit dem Ansehensverlust in der liberalen Öffentlichkeit, schwächt Musharraf. Die USA wollen eine Rückkehr zu demokratischer Politik, das eigene Militär zwingt ihn zum Rücktritt vom COAS-Posten. Musharraf weint. Schließlich tritt er ganz zurück.

Die aus dem Exil zurückgeholte Benazir Bhutto kann aber die erhoffte demokratische Wende nicht begleiten. Das Spiel von Militär und ISI mit den Taliban, mit eigenen islamistischen Parteien, mit Terrorgruppen und deren Netzwerken ist endgültig außer Kontrolle geraten. Benazirs Triumphzug durch Karachi wird durch einen riesigen Explosionsfeuerball unterbrochen, Dutzende von Anhängern werden zerrissen. Sie selbst stirbt wenig später durch eine weitere Bombe.

VII. 2010 bis heute: Der diskreditierte Staat

Im Gefolge dieser Attentate und über den Verlauf des nächsten Jahrzehnts übernehmen diskreditierte und korrupte Koryphäen der PPP und der Muslimliga die Regierungsführung. Das ist zunächst der zwielichtige, steinreiche, mehrfach Angeklagte und oft selbst exilierte Witwer Benazir Bhuttos, Zardari. Das ist auf der anderen Seite der ungekrönte Königsmacher im Punjab und in der Muslimliga, Nawaz Sharif.

Die entscheidende neue Kraft aber ist im neuen Jahrzehnt der islamistische Terror. Seit dem Ende des ersten Afghanistan-Krieges 1988 hat er sich immer stärker auf Pakistan ausgeweitet. In den unkontrollierten, pakistanisch-afghanischen Grenzdistrikten, Fata, einem Gebiet von der Größe der Schweiz, hat dieser islamistische Terror sich mit einem Drogen-, Waffen- und ‚Jugend‘problem amalgamiert. Von hier strahlt dieser Komplex auf die Nord-West Frontier-Province, auf die Transportnetzwerke des Landes und auf die paschtunischen Slums der großen Städte, insbesondere die 16-Millionen-Stadt Karachi aus. Dieses Mobilisierungs-Netzwerk und Kraftfeld arbeitet mit wahlpolitisch kleinen, aber breitenwirksamen islamistischen Parteien und Terrororganisationen, etwa dem Haqqani-Netzwerk, zusammen.

Militär und ISI, selbst fraktioniert, spielen, je nach Anlass und Notwendigkeit, mit diesen Gruppen. Seit Kriegsende 1988 werden diese Gruppen in Richtung Indien, insbesondere nach Kaschmir, entsandt. Aber im Inneren sind diese islamistischen Parteien, Fraktionen und Organisationen schon längst unkontrollierbar geworden. Sie greifen schiitische Moscheen an, zünden Bomben in den verachteten großen traditionellen Pir- und Wallfahrtszentren, lynchen Christen oder verwickeln sie in Blasphemie-Anklagen. Im Swat-Tal, im nördlichen Bergland, versuchen sie ganze Distrikte zu übernehmen. Sie greifen sogar in einzelnen Fällen die Garnisonen und Flugzeughangare der Armee an. Geister, die der ISI nicht mehr los wird.

Die entschei­dende neue Kraft aber ist der islamis­tische Terror.

Zur islamistischen Gewalt tritt die ethnische und separatistische. Seit der Punjabisierung Pakistans fühlen sich die Mohajir in Karachi ausgegrenzt. In ihrer letzten Zitadelle sehen sie sich darüber hinaus von den Sindh-Politikern und von den Paschtunen der Slumgebiete bedroht. In den 1990er-Jahren entsteht deshalb eine militante Muhajir-Bewegung, MQM. Ihr Führer, in London exiliert, erklärt einerseits der Pakistan-Elite den Krieg, andererseits beteiligt sich die Partei an Regierungskoalitionen und dem Postenschacher. Mithilfe von Spaltungen, Todesschwadronen und Polizeiaktion wird der Slumgroßraum Karachi mühsam befriedet. Dafür verschärft sich seit der Jahrtausendwende die Rebellion in Balutschistan, der Wunsch, ein eigenständiges und „Greater Balutschistan“ zu besitzen – am besten vom Iran bis zum Indus. Gewalt einzelner Kombattanten und Gegengewalt von Armee und Geheimdienst treiben sich wechselseitig an.

Schließlich ist diese leere Hälfte des ganzen Staates ein strategischer Raum, auf den insbesondere China sein Augenmerk geworfen hat. Die zwanzig Jahre des zweiten Afghanistan-Krieges haben diese Gewaltspirale noch weiter verschärft. Verantwortlich sind der enorme Opiumhandel, Waffengeschäfte und Kooperationen der Militärs und ISI. Die durch Korruption geschwächte Muslimliga und die PPP-Regierungen Zardaris waren nicht in der Lage, diesen Gewaltkomplex einzudämmen.

Das vorläufige Ergebnis dieser Demokratie wirkt deshalb ironisch. Die Wahl 2018 bringt einen Machtwechsel. Ein wenig orthodoxer, vierfach verheirateter ehemaliger Cricket-Kapitän übernimmt mithilfe einer neugegründeten Fan-Partei die Macht in Islamabad. Lange Zeit scheint Präsident Imran Khan zur Zufriedenheit und mit Unterstützung der Militärs zu agieren. Die Machtübernahme der Taliban hat er begrüßt. Damit bleiben am Ende dieses Bastelwerkes ein Rätsel und viele Fragen.

Der Kunststaat funktioniert

Erfolgs- oder Misserfolgseinschätzungen sind vergleichsabhängig. Die ersten Premiers des Kunststaates hatten seinerzeit noch einmal fünfzehn Jahre zuvor die Vorstellung eines „Pakistan“ belächelt. Gemessen an der grotesken Grundidee, an den Zufallsbedingungen der Entstehung und der katastrophalen Ausgangssituation Pakistans ist der Staat ein Erfolg. Einfach, weil er trotz seiner Krisen und oft bescheidenen Leistungsbilanz immer noch existiert.

Ganz andere Wertungen zeigen sich bei Vergleichen: etwa mit Indien (Pakistans Trauma), mit Israel, (ebenfalls ein Separatstaat und britisches Dekolonialisierungsprodukt), mit Malaya/Malaysia (ein ethnisches Konglomerat, Opfer einer Sezession Singapurs) vor allem mit Ostpakistan/Bangladesch (1972 fast ärmstes Land der Erde, heute mit einem Human Development-Index 139 gegenüber Pakistan 147).

Wem ist das Überleben des Kunststaates geschuldet? Seinen zwei Allianzpartnern USA und China plus IWF und Weltbank? Seinem Gegner Indien (einen Kollaps Pakistans würde selbst ein Indien nicht verkraften); seinen Wirtschaftseliten (also Karachi-Mohajirs und Punjabi-Familien); seinem Militär und dessen Parallelstaat; der Textilindustrie, seinen tüchtigen Punjabi-Bauernkasten und der Grünen Revolution; seiner Rückständigkeit und seinem Traditionalismus (geringe Alphabetisierung um die 56 Prozent, hohes Bevölkerungswachstum von gut 2 Prozent und einer Kindersterblichkeitsrate um die acht Prozent – gegenüber Bangladesch um die 3,5 Prozent)? "Will the center hold?" – Trotz Fundamentalismus, Terrornetzwerken, Internet und Golf-Verbindungen?

Bei den Kurzdiagnosen der Malaise Pakistans hat sich seit jeher eine Dreierformel gezeigt: zu viel Großgrundbesitz, zu viel Militär, zu viel Korruption, seit Zia ergänzt durch zu viel religiösem Fundamentalismus. Besteht vielleicht das Erhaltungs– und Entwicklungsgeheimnis Pakistans aus einem ausbalancierten Zynismus? Religiöser Traditionalismus und soziale Rückständigkeit garantieren, dass sich die oft unvorstellbaren Ungleichheiten und Diskriminierungen normalerweise nicht über die lokale, tribale oder District-Ebene hinaus aufschaukeln. Also dass die Probleme nicht zu gesamtethnischen, regionalen und nationalen Konfrontationen, Bürgerkriegen oder Sezessionskonflikten werden: Pashtunistan, Mohajiristan, "Greater Balutschistan". Geschieht es trotzdem, dann schlägt die Stunde der Armee, ISI, der Todesschwadronen und des parlamentarischen Schachers.

Das Ganze funktioniert allerdings nur solange wie der Elitenkompromiss funktioniert. An höchster Stelle sind die entscheidenden ethnisch regionalen, wirtschaftlichen, bürokratischen und militärischen Eliten eng vernetzt: Durch die besten kolonialen Colleges, durch die Sprache Englisch, durch Auslandsaufenthalte und EU – und Golf-Investitionen. Durch juristisches Spezialwissen und Fachpersonal und durch Standesdünkel sind sie fest miteinander verbunden. Man will immer noch untereinander, gegenüber London und Washington, auf den Cricket-Plätzen, Universitäten und Empfängen des Commonwealth sein Gesicht nicht verlieren.

Die Zias mit ihrer niederen sozialen Herkunft sind hier keine moralische, sondern eine soziale und ästhetische Belastung. Und diese Elite hat sich seit Ayub in eine Machtkonfiguration eingereiht, in der das Militär die unsichtbare Hand Gottes ist, die Zivilbürokratie den Rahmen setzt, die großen Wirtschaftshäuser hemmungslos ihren Geschäften nachgehen, Landbesitzer Heerscharen von Leibeigenen und Sektenanhängern besitzen, niemand von ihnen Steuern zahlt und jeder Zweit- oder Drittgeborene der großen Familien ins Parlament entsandt wird. Sie alle wissen, dass man sich gegenüber Indien alles, gegenüber der EU fast alles, gegenüber Washington, mit Rückendeckung Chinas, sehr viel und dem Militär und ISI gegenüber nichts erlauben darf. Diese Operations-, Orientierungs-, aber auch Identitätsarena funktioniert auch, weil sie auf zwei Ebenen spielt. Auf höchster Ebene in Englisch, einem Schaufenster-Idiom, ohne Schranken und ohne großen Realitätsgehalt, "for foreign consumption": Eine Sprache und Welt der Selbstinszenierung und Träume.

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Auf der Realitätsebene darunter herrschen die Staatssprache Urdu, vor allem aber die Sprachen der Regionen und der Basare. Englisch wird von 90 Prozent der Bevölkerung nicht verstanden. Auf dieser Alltagsebene wird aber auch getötet, gebombt, mobilisiert, agitiert und gestorben. Die für das Elitenestablishment und das politische "Weiter so" entscheidende Frage aber ist: Arbeitet die Zeit für oder gegen dieses Arrangement? Schützen und neutralisieren Rückständigkeit und Traditionalismus gegenüber den kommenden Schocks und Krisen? Oder sorgen Fundamentalismus und islamistische Netzwerke einerseits, neue soziale Aspirationen und demokratische Ambitionen andererseits (beides verstärkt durch das Internet), inzwischen für neue, allgemeine und landesweite Konfrontationen? Und: Können diese wie bisher im Rahmen der alten Eliten-Kooperation weiter aufgeschoben, kleingemahlen oder unterdrückt werden?

Die vorläufige Antwort, mit Imran Khan, war populistisch: ein Cricket-Kapitän.

Jakob Rösel ist ehemaliger Lehrstuhlinhaber an der Universität Rostock, Südasienexperte und unter anderem Autor des Buches »Pakistan: Kunststaat, Militärstaat, Krisenstaat« im Lit Verlag, 2011.

PS: Nach Redaktionsschluss wird der Kapitän Imran Khan im April 2022 ausgewechselt. Die Opposition hat nach einer langen Kampagne im Parlament ein Misstrauensvotum erfolgreich durchgebracht. Neuer Regierungschef wird der korruptionsverdächtige Shehbaz Sharif. Er ist ein Politiker aus der Sharif-Dynastie und der jüngere Bruder vom dreimaligen-Regierungschef Nawaz Sharif, der 2018 zu einer Haftstrafe wegen Korruption verurteilt wurde. Die Sharifs gehören der Muslimliga an, die, siehe Schritt I, das Misslingen eines demokratischen Pakistans begründet haben. Besiegelt ist dieses trotzdem noch nicht. Pakistan geht zurück auf Los.

Dieser Artikel ist erschienen im iz3w-Heft Nr. 390 Heft bestellen
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