Keine Paradiesgeschichte
Selektives Interesse für Gedenkorte des Sklavenhandels
Alte Festungen an der westafrikanischen Küste, Kerker und Verliese und die »Gates of no Return«: Wer danach sucht, findet zahlreiche Orte, die an den transatlantischen Sklavenhandel erinnern, zum Beispiel in Ghana.
Der Ventilator summt, die Sonne scheint auf die sattgelben Wände. Mehrere hundert Meter weiter unten brechen die Meereswellen in regelmäßigem Rhythmus. Auf der Terrasse: bunt angemalte Holzstühle, Sicht über Palmen auf den Atlantik, ein ghanaisches Fischerdorf. Ein paradiesischer Urlaubsort, könnte man meinen. Doch: Der Raum, in dem ich schlafe, gehörte einst dem Gouverneur. Zunächst dem deutschen, dann dem niederländischen, dann dem englischen. Er ist Teil von Fort Groß Friedrichsburg, die einzige von drei ehemals deutschen Festungen im heutigen Ghana, die noch nicht in sich zusammengefallen ist. Der Ort am Fuß der Festung hieß ursprünglich Pokesu. Inzwischen ist er als Princes Town bekannt: Ort des prinzenhaften brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Dessen Schiffe kamen im Jahr 1681 nach Ghana, ehemals Goldküste genannt, um seinem Reich einen kolonialen Platz an der Sonne zu sichern.
Die Festung diente als Ausgangspunkt für Handel mit Gold, Elfenbein – und mit Menschen. Der heutige Verwalter der Festung, John Baptiste Quam, erklärt, die Deutschen hatten zunächst ein gutes Verhältnis zu den Dorfbewohner*innen. Denn: »Obwohl die Deutschen Sklavenhandel betrieben, kam keiner ihrer Sklaven aus dem Dorf, sondern nur aus dem Hinterland.« Im Unterschied zu den Niederländer*innen, die gut 30 Jahre später die Festung übernahmen und auch Menschen aus dem direkten Umland versklavten. Insgesamt wurden schätzungsweise 300.000 versklavte Menschen auf die Festung gebracht.
Waren gegen Sklav*innen
Der Sklavenhandel in Westafrika und der Region